Wenn dein Hund oder deine Katze plötzlich unter Juckreiz, Magen-Darm-Beschwerden oder Hautausschlägen leidet, denken viele Tierhalter sofort an eine Nahrungsmittelallergie. In solchen Fällen und nicht selten auch bereits bei jungen Tieren wird oft zu hydrolysiertem Trockenfutter gegriffen – einem Spezialfutter, das für allergische Tiere entwickelt wurde. Doch was steckt eigentlich hinter dieser Futterform, wie funktioniert der Herstellungsprozess, und warum ist dieses Futter aus unserer Sicht lediglich als Übergangslösung geeignet?
Lass uns einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Was ist hydrolysiertes Futter und wie wird es hergestellt?
Stell dir vor, du nimmst ein großes Seil und schneidest es in winzige Stücke, bis es so klein ist, dass man es kaum noch als Seil erkennt. So in etwa funktioniert die Herstellung von hydrolysiertem Futter. In diesem Fall wird jedoch kein Seil zerschnitten, sondern die Proteine, die normalerweise Allergien auslösen könnten, werden in winzige Bausteine zerlegt. Diese winzigen Stücke sind so klein, dass sie vom Immunsystem deines Tieres nicht mehr als „Feind“ erkannt werden.
Der Prozess sieht folgendermaßen aus:
1. Proteinauswahl: Zunächst wird ein Protein ausgewählt – oft Fleisch wie Huhn, Rind oder Fisch.
2. Hydrolyse: Dann wird dieses Protein in seine kleinsten Bausteine zerlegt. Man könnte sagen, es wird „vorverdaut“. Dabei werden die Proteinketten durch Enzyme zerschnitten, bis nur noch winzige Moleküle übrigbleiben.
3. Trockenprozess: Die kleinen Proteinbausteine werden dann getrocknet und zu Pellets oder Kroketten gepresst, die du im Beutel als Trockenfutter findest.
Durch diese Zerkleinerung erkennen die Abwehrzellen des Körpers die Proteine nicht mehr als Bedrohung. So bleibt die allergische Reaktion aus – zumindest vorerst.
Warum hydrolysiertes Futter nur eine Übergangslösung ist
Während hydrolysiertes Futter eine schnelle Linderung bei Allergiesymptomen bieten kann, ist es nicht als dauerhafte Lösung geeignet.
Hier ist der Grund: Es behandelt die Symptome, nicht die Ursache.
Hydrolysiertes Futter hilft deinem Tier, indem es die Proteine „versteckt“. Doch es ändert nichts daran, warum die Allergie überhaupt entstanden ist. Die wahren Auslöser, sei es eine Futtermittelunverträglichkeit oder ein geschwächter Darm, werden nicht behoben. Das Futter sorgt also dafür, dass dein Tier vorübergehend symptomfrei ist, ohne die Wurzel des Problems anzugehen.
Außerdem gibt es einige Problematiken bei hydrolysiertem Futter:
Nährstoffverluste: Durch die intensive Verarbeitung können wertvolle Nährstoffe verloren gehen, die für die Gesundheit deines Tieres wichtig sind.
Künstliche Zusatzstoffe: Häufig wird dem hydrolysierten Futter eine Vielzahl an künstlichen Vitaminen, Mineralien und Konservierungsstoffen hinzugefügt, um die Nährstoffverluste auszugleichen. Diese können auf Dauer negative Auswirkungen auf den Körper deines Tieres haben.
Mangelnde Vielfalt: Hydrolysiertes Futter enthält oft nur eine begrenzte Auswahl an Nährstoffen und Zutaten. Auf Dauer kann das zu einer einseitigen Ernährung führen, was wiederum gesundheitliche Probleme verursacht
Minderwertige Inhaltsstoffe: Nicht selten finden wir in industriell gefertigten Futtermitteln Zutaten, welche fürs Tier minderwertig sind und kaum einen Nährwert zu bieten haben. Wie du hochwertiges Futter von minderwertigem Futter unterscheiden kannst haben wir bereits in den folgenden Blogbeiträgen näher erläutert: Deklaration Teil 1 , Deklaration Teil 2
Ausschlussdiät: Der nachhaltige Weg zur Allergiebehandlung
Um die Ursachen der Allergie tatsächlich zu bekämpfen, ist eine Ausschlussdiät der beste Weg. Dabei wird schrittweise überprüft, auf welche Nahrungsmittel dein Tier allergisch reagiert. Du startest mit einer stark eingeschränkten Diät, bestehend aus einer Proteinquelle, einer Gemüsequelle und einer Kohlenhydratquelle, die dein Tier noch nie gegessen hat, oder du die Gewissheit hast, dass das Tier diese sicherlich gut verträgt. Diese werden langsam eingeführt und dann schrittweise durch weitere Nahrungsmittel ersetzt.
Der Vorteil der Ausschlussdiät ist, dass du genau herausfindest, welche Bestandteile das Problem verursachen, und deinem Tier so eine langfristige, ausgewogene Ernährung bieten kannst – ganz ohne die Abhängigkeit von hochverarbeitetem, hydrolysiertem Futter.
Allergietests: Nicht immer zuverlässig
Viele Tierhalter greifen auf Allergietests zurück, in der Hoffnung, damit schnell Klarheit zu bekommen. Doch leider sind diese Tests nicht immer so genau, wie man denkt. Besonders Bluttests, die auf Antikörper gegen bestimmte Nahrungsmittel prüfen, können unzuverlässig sein. Warum? Weil Antikörper auf verschiedene Weise im Körper auftreten können – manchmal auch, ohne dass eine klinische Allergie vorliegt.
Das bedeutet: Ein positiver Test auf Huhn oder Rind bedeutet nicht zwangsläufig, dass dein Tier allergisch auf diese Proteine reagiert. Ebenso wenig garantiert ein negativer Test, dass diese Lebensmittel vertragen werden. Diese Tests sind oft nur ein Hinweis, aber keine Garantie. Deshalb ist eine Ausschlussdiät immer noch die sicherste Methode, um Nahrungsmittelallergien zu erkennen.
Fazit: Hydrolysiertes Futter als Übergang, nicht als Dauerlösung
Hydrolysiertes Trockenfutter kann eine wertvolle Soforthilfe sein, um akute Allergiesymptome zu lindern. Doch es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass dieses Futter die eigentlichen Ursachen nicht beseitigt. Langfristig ist es sinnvoller, eine Ausschlussdiät durchzuführen, um genau zu bestimmen, auf welche Nahrungsmittel dein Tier reagiert.
Wenn du Unterstützung bei einer Ausschlussdiät benötigst, besuche uns auf www.besserfresser-praxis.ch. Wir helfen dir, eine nachhaltige Lösung für die Gesundheit deines Tieres zu finden.
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